Roland Scheck

Wussten Sie…?

Die neue Steuerrechnung ist eingetroffen. Diese lässt wie jedes Jahr eher weniger Hochgefühle aufkommen, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass die Stadt Zürich trotz Rekordsteuereinnahmen längst nicht mehr in der Lage ist, eine ausgeglichene Rechnung zu erreichen. Für 2015 ist ein weiteres Minus von 130 Millionen Franken budgetiert. Umso mehr erstaunt immer wieder, wie viel Geld die Stadt für Sachen ausgibt, die definitiv keine Staatsaufgabe sind. Die Meisten sind bekannt, doch tauchten in der vergangenen Budgetdebatte weitere Müsterli auf, die selbst altgediente Gemeinderäte in Staunen versetzten.

Wussten Sie, dass Sie mit Ihren Steuern ein «Tanzhaus» finanzieren? Ein Anlaufpunkt für Tanzschaffende und die tanzinteressierte Öffentlichkeit. Oder wussten Sie, dass Ihr hart verdientes Geld in eine «Lebewohlfabrik» fliesst? Ein Treffpunkt für Menschen, die sich für intelligente Kultur und sinnliche Unterhaltung interessieren.

Alle Grenzen sprengen aber einmal mehr die Projekte im Rahmen der Kunst im öffentlichen Raum (KiöR). Nachdem mit dem Hafenkran die Innenstadt verschandelt wurde, nimmt der Stadtrat als nächstes die Aussenquartiere ins Visier. Mit Ihren Steuern dürfen Sie nun Groteskes wie den «Lokaltermin Schwamendingen», die «Schwerpunktsetzung in Altstetten und Albisrieden» oder «Kunst in der Europaallee» finanzieren. Was mit diesen Projekten geplant ist, wollen Sie vor Einzahlung des Steuerbetrags lieber nicht wissen. Nimmt man den Kreis 5 als Massstab, wo verrostete Velorahmen an Geländer gekettet wurden, können Sie aber in etwa erahnen, wofür Ihr Geld ausgegeben wird.

Wussten Sie auch, dass Sie «Transit-Kunst» finanzieren? Falls nicht, dann wird Ihnen ebenso entgangen sein, dass Ihr Geld für «Interventions-Kunst» verwendet wird. Diese Wissenslücke ist aber kein Anlass zur Sorge, denn selbst Google findet keine Erklärung, was das sein soll. Hauptsache, Sie zahlen.

Und dann gibt es noch Kunstprojekte, welche aus anderen Kunstprojekten hervorgehen. Vom Steuerzahler finanzierte Künstler beschäftigen sich mit vom Steuerzahler finanzierten Künstlern. Wussten Sie, dass ihre Steuergelder dazu verwendet werden, Studien über die KiöR-Projekte zu erstellen? Geld wird auch für das Dokumentieren und Fotografieren der KiöR-Projekte abgeschöpft und noch mehr Steuergeld braucht es, um die Gesprächsplattform «Tatort KiöR» auf Tournee zu schicken, wo Kunstschaffende über die künstlerischen Interventionen von anderen Kunstschaffenden diskutieren.

Tiefpunkt der Budgetdebatte war aber das jährliche Geschenk der Stadtpräsidentin, welche die Gemeinderäte mit einem Lebkuchen mit Hafenkran-Motiv provozierte. Noch nie landeten im Rathaus so viele Lebensmittel im Abfall. Zugegeben, auch das ist Verschwendung. Aber was sich der links-grüne Stadtrat mit unseren Steuergeldern leistet, ist halt beim besten Willen nicht geniessbar.

Artikel erschienen am 06.03.2015 im «Der Zürcher Bote»